10 Schritte zum eigenen Camper

DIY   VANAUSBAU

 

 

Jeden Tag an einem neuen Platz aufwachen, flexibel die schönsten Orte der Welt entdecken & dabei sein Zuhause immer dabei haben. Der Traum vom eigenen Van scheint auf den ersten Blick für viele unerreichbar zu sein. Ein Wohnmobil oder ein fertig ausgebauter Camper kosten meist ein Vermögen und das passende Kleingeld dafür haben nur Wenige. Ein Ausbau ist für Viele keine Option - entweder fehlen die handwerklichen Kenntnisse, die Zeit für den Ausbau oder das Geld für das Auto und das Equipment. 

Uns ging es zu Beginn unserer Reise ganz genauso - aber unser Ziel stand fest. Wir wollen Reisen und die Entscheidung ist gefallen. Wir bauen uns einen eigenen Camper. Wir haben keine handwerklichen Kenntnisse und uns fehlte es an jeglichem Know How, doch am Ende hat es geklappt! 

Heute sind wir Vollzeit in unserem Van unterwegs - haben unsere Wohnung und unsere Jobs aufgelöst und leben unseren Traum.

 

Im folgenden Beitrag erklären wir dir wie wir Schritt für Schritt unseren Traum vom eigenen Zuhause auf 4 Rädern erfüllt haben.

 

Die Vorbereitungen


1. Finde das richtige Auto!

Bei der Autowahl und -suche haben wir viel Zeit investiert, da es ja schließlich am Ende den Grundbaustein für das neue Zuhause darstellt. Uns war von Anfang an klar, dass wir ein festes Bett haben wollen und am Liebsten sollte es quer stehen können, um möglichst viel Platz zu sparen. Cem ist 1,90 m groß und für ihn war das wichtigste Kriterium im Van stehen zu können.

In Frage kamen daher gar nicht mehr so viele Modelle & um die Suche einzugrenzen haben wir uns auf folgende Modelle eingeschränkt, die alle der selben Bauart entsprechen: 

 Peugeot Boxer, Citroen Jumper oder Fiat Ducato. 

Letztenendes haben wir uns dann für einen Fiat Ducato H2L4 Baujahr 2007 entschieden.

 

2. Wie hoch ist dein Budget?

Die Frage des Budgets spielt natürlich eine große Rolle, vom Auto bishin zum Ausbau. 

Wichtig ist vor allem, dass ihr wisst was Ihr wollt, was ihr selbst machen könnt und an welchen Stellen ihr Dritte zur Hilfe holen müsst. Genauso was die Einrichtung und Ausstattung eures späteren Campers angeht müsst ihr je nach Budget gegebenenfalls Abstriche machen.   

Für uns stand fest das wir für das Auto max. 7000€ ausgeben möchten/können; inkl. Reparaturen, die gegebenenfalls nach dem Kauf noch anfallen würden. 

Für den Ausbau haben wir uns weitere 7000€ eingeplant. Insgesamt stand uns ein Budget von 15000€ zur Verfügung. 

 

3. Wie viel Zeit willst du investieren?

Neben dem Geld, welches du investieren möchtest, musst du dir natürlich auch über den Zeitfaktor Gedanken machen. 

Wann willst du den Ausbau beenden - bzw. planst vielleicht schon deine erste Reise? 

Wie viel Stunden in der Woche kannst du dir für den Ausbau Zeit nehmen?

Nachdem wir unseren Van hatten und er für den Ausbau bereit stand, haben wir fast täglich an ihm gearbeitet - jedes freie Wochenende stand der Van auf dem Plan und nicht zuletzt unsere Resturlaubstage, nachdem wir unsere Jobs auflösten. 

Insgesamt haben wir 4 Monate an dem Ausbau gearbeitet.

 

4. Wie soll dein Van aufgeteilt sein?

Was soll rein?

Was brauchst du um glücklich zu sein? 

Muss eine Toilette rein? Dusche innen oder außen? 

An welcher Stelle soll die Küche sein - Heckküche oder doch lieber innen?

Ein festes oder klappbares Bett? Wo soll der Tisch hin? Wie groß sollen die Sitzflächen sein? Was für ein Waschbecken soll rein?

Fragen über Fragen  -  und alles absolut Geschmacksache. 

Unser Van sollte praktisch und gemütlich sein. Ein festes Bett, eine Dusche und eine Toilette waren ein Muss. dafür verzichteten wir z.B auf die installierte Elektrik und einen Warmwasserboiler.

 

5. Weniger Ist mehr!

Ein Van ist keine Wohnung & es gilt stets das Gesetz: WENIGER IST MEHR! 

Also solltet ihr euch bei der Aufteilung und auch bei den Dingen, die ihr später mitnehmt, immer die Frage stellen: Brauch ich das wirklich?!

 

Und dann gehts los!

Habt ihr alle Vorbereitungen getroffen - kannst los gehen... Ab in den Van ...



TEIL EINS

Egal was für einen Van ihr gekauft habt - war er gebraucht, dann empfiehlt sich erstmal alles rauszunehmen - um zu sehen wie es unter der Fassade aussieht & um den Grundstein für die Isolierung zu legen. 

Der erste Teil birgt auch viele Überraschungen. 

Unser Van war von außen in keinem allzuguten Zustand, da er vorher als Lieferwagen diente. Doch unter der Verkleidung verbarg sich glücklicherweise kaum Rost und der Lack war noch in einem guten Zustand. 

 

Nachdem außeinander nehmen des Fahrzeugsinneren, gehts ans Eingemachte:

Putzen, putzen, putzen und, wenn es sein muss, den Rost behandeln, der sich unter der Verkleidung versteckt hatte. 


TEIL ZWEI

Nach dem alles sauber ist, geht es an die Unterkonstruktion für den neuen Boden. Dafür haben wir lange Balken im Baumarkt besorgt und den Boden entlang angepasst. Die Flächen werden dann nochmals mit Aceton gründlich entfettet und schließlich auf dem Boden beklebt. 

Unsere Bodenplatte haben wir erneuert, da die alte schon sehr marode war. Viele nutzten allerdings nach der Isolierung wieder die vorhandene. 

Für die Bodenplatte haben wir Spanplatten besorgt und den alten Boden als Vorlage verwenden & zugesägt.

Dann gehts los mit der Isolierung! Wir haben lange recherchiert und uns letztlich für Amaflex entschieden. Diese Variante ist zwar etwas teurer, doch die Vorteile haben uns überzeugt.

Amaflex zuschneiden und zwischen die Unterkonstruktion bekleben - aufgepasst! Klebt das zeug einmal, bekommt man es nur schwer wieder entfernt, also seid euch sicher, dass ihr es richtig positioniert. 

Habt ihr den Boden fertig isoliert, kann der neue Boden drauf und wird dann auf der Unterkonstruktion verschraubt.

An der Decke kann man das selbe machen - wir sind allerdings den einfachen Weg gegangen und haben die Verstrebungen vom Fahrzeug genutzt, um die Deckenverkleidung direkt anzuschrauben.

Schließlich gehts an die Wände. Doch bevor ihr das macht, ist eine Schalldämmung mit Alubutyl empfehlenswert. Wir haben es ziemlich sparsam verklebt (da wir versehentlich  nur eine Packung bestellt hatten). Es hat jedoch trotzdem extrem viel bewirkt.

Wenn schließlich der ganze Innenraum schwarz ist, habt Ihr den zweiten Teil des Ausbaus abgeschlossen. 


TEIL DREI

Auf gehts zur ersten großen sichtbaren Veränderung. An dieser Stelle muss gesagt werden, dass wir auf eine feste Elektronik im Van verzichtet haben. Wollt ihr das anders machen, würde diese an der Stelle dran sein. 

Wir haben direkt mit der Deckenverkleidung gestartet und haben uns dabei für den „Sauna-Look“ entschieden. Das Holz dafür findet man in jedem Baumarkt. 

Wie schon erwähnt haben wir an der Decke keine Unterkunstruktion gebaut und verschrauben die Bretter direkt an der Verstrebung vom Auto. 

Dabei wird ein Brett nacheinander in das andere gesteckt und verschraubt - fertig ist die Decke und Tadaaa; das sieht doch schon richtig nach was aus! 

Anschließend haben wir die Hölzer lasiert um die Farbe zu verdunkeln.

 


TEIL VIER

Wenn von der Decke keine Farbe mehr tropft, dann könnt ihr mit dem Boden weitermachen. Hier sind wir wieder beim Thema Geschmacksache. Viele verlegen einen echten Parkettboden - wir haben uns für einen PVC Boden entschieden & im Baumarkt besorgt. 

Den haben wir dem Boden zugeschnitten und verklebt - das passende Werkzeug dazu findet ihr in jedem Baumarkt. 

Anschließend kann es mit dem Bett losgehen! 

Wie schon erwähnt wollten wir unbedingt ein festes Bett und da Cem 1,90 m groß ist haben wir es an den ersten Querverstrebungen am Auto angebracht. So passt ohne Probleme eine normale 2 m Matratze rein. Nehmt dafür ziemlich stabile Balken und sägt diese zu, sodass sie oberhalb der Verstrebungen auch ohne Beine halten würden - um das Bett zu stabilisieren, verschraubt ihr dann zusätzlich Beine ( Siehe Video).

Danach kommt das Lattenrost drauf (je nachdem in welcher Breite euer Bett sein soll). 

Wir haben uns eine Matratze von Ikea besorgt in der maße 1,40 x 2 m und das passende Lattenrost gleich dazu, 2 Stück in den Maßen 70 x 2 m. Diese werden dann auf der Bettkonstruktion verschraubt, sodass nichts mehr hin und her wackeln kann. Matratze drauf & fertig ist das Bett in eurem Van.

 

Dann gehts weiter mit den Wänden. Hier gibt es wieder verschiedene Möglichkeiten und doch sind wir dem "Sauna-Look" treu geblieben. Dafür haben wir ein Brett nach dem anderen zugesägt und wieder direkt an der Verstrebung vom Auto befestigt, bis auf den Kopf- und Fußseite der Matratze. Da haben wir eine Konstruktion gebaut um eine Aussparung für die Matratze zu ermöglichen, um letztlich die volle Länge nutzen zu können. 

Und das ganze machten wir im ganzen Innenraum des Vans ( auch an den Türen, die haben wir uns allerdings bis zum Schluss aufgehoben! ) Danach haben wir das Holz weiß angestrichen und die sichtbare Veränderung hat uns einen richtigen Motivationsschub gegeben.


TEIL FÜNF

Eine Dusche ist wahrlich kein Muss - aber definitiv ein "Nice to Have"! 

Wir haben uns dafür entschieden, also ging es weiter an den Bau der Dusche! 

Überlegt euch zuerst, wie groß die Dusche für euch sein muss. Wir haben dafür an dieser Stelle den Boden in der Größe unserer Wohlfühl Dusche angeklebt und uns letztlich für die Maße 60x70 cm entschieden. Groß genug um sich bewegen zu können und klein genug um nicht zu viel Raum zu nutzen. Außerdem dient die Duschwanne in unserem Fall auch als Abstellort für unsere tragbare Reise-Toilette, um den Raum optimal zu nutzen. 

Dann wird zunächst eine Unterkonstruktion für die Duschwanne gebaut, denkt daran - je höher die Unterkonstruktion, desto niedriger der Innenraum der Dusche. 

 

Der Abfluss: 

Ein Thema über das sich streiten lässt! 

Wir bleiben dem Motto treu - stay simple . Also kommt ein Loch in den Boden für den Abfluss der Dusche. Das Duschwasser fließt so direkt vom Boden heraus - das ist in sofern auch kein Problem, solange ihr nur natürlich abbaubare Duschprodukte verwendet! Für uns - absolut eine Selbstverständlichkeit! Wollt ihr es anders lösen, dann kann ich euch hier leider nicht weiterhelfen 😅

Als nächstes kommen dann die Wände der Dusche dran. Wir haben uns für Holz entschieden, das wir danach mit 2 Schichten Wasserfester Duschtapete tapeziert haben. Beste Lösung? Keine Ahnung! Aber bisher sind wir damit gut gefahren! 

Jede einzelne Fuge muss gründlich mit Silikon versehen werden und fertig ist der Dusch-Innenraum. 

Für den Duschkopf haben wir dann ein Loch in die Seitenwand zum Waschbecken gebohrt und mit einem Sauggummi wieder verschlossen! 

Die Pumpe unseres Duschkopfs kommt dann mit der Pumpe des Wasserhahns in den Frischwasserkanisters unter der Spüle. 

Das passende Zubehör, welches wir verwendet haben findet ihr hier


TEIL SECHS

Seitlich an der Dusche gehts für uns weiter mit der Konstruktion für das Waschbecken und der Küche.

Wir haben also erstmal den Grundstein gelegt und dann für die Arbeitsfläche Echtholz-Platten verwendet. Ich erinnere - simple, simple, simple!!! Unter dem Waschbecken müssen unsere zwei 20 l Kanister passen, also haben wir den Innenraum unter der Spüle der Maße entsprechend angepasst! Für die Küche haben wir den gesamten Platz von der Duschwand bis zur Seitentür verwendet. 

Danach haben wir unsere Kühlbox und unsere externe Batterie reingestellt und den Maßen entsprechend Fächer eingebaut. Wir haben es auch mit Schubladen versucht, allerdings sind die so krumm und schief geworden, dass die Idee schnell widerrufen wurde.

An der Küchenzeile haben wir dann 2 Türen zugesägt und mit Magnetverschlüssen versehen. Schöne goldene Griffe dran geschraubt und einen moosgrünen Anstrich verpasst. Und fertig! 

Der Waschbeckenschrank sieht genauso aus: Tür, Magnet und Griff dran - und fertig! 

Jetzt haben wir genug Stauraum unter der Küchenzeile und die Kanister sind sicher unter dem Waschbecken verstaut. 


TEIL SIEBEN

Zurück zum Bett.

Um unter dem Bett und vor dem Bett noch zusätzlichen Stauraum zu schaffen haben wir über dem Bereich bei den Reifen noch Regale eingebaut und schließlich die Reifen mit dem selben Holz unserer Decken- und Wandkonstrucktion verkleidet. 

Vor dem Bett haben wir zwei Hocker verbaut, deren Sitzfläche sich öffnen lässt um zusätzlichen Stauraum zu schaffen.


TEIL ACHT

Der Hängeschrank hat uns wohl am gesamten Ausbau die meisten Nerven gekostet, da es fast unmöglich schien alles gerade zu verbauen. Ihr seht im Video wie simpel wir auch diesen Part erledigt haben. 

Zuerst Hölzer für die Konstruktion verschrauben, dann den Boden von unten anschrauben, die Seitenwände zusägen und schließlich mit Scharnieren drei Klapptüren befestigen. Wir haben extra Schienen eingebaut, damit die Türen beim Öffnen auch offen bleiben - leider hat dies nur minimale Wirkung gezeigt. Die Türen haben wir dann wieder mit Magnetverschlüssen versehen und haben in dem Fall auf extra Griffe verzichtet. 

Das ganze dann schön angestrichen und fertig ist der Hängeschrank. 


TEIL NEUN

Bei dem Design der Sitzflächen hat Cem seiner Kreativität freien Lauf gelassen und noch Rundungen eingesägt ( vorallem aber weil alles krum und schief war, sodass wir es quadratisch nicht hinbekommen haben) 

Die Sitzflächen habe ich dann mit Schaumstoff und einem Überzug versehen - und fertig! 

...Weiter gehts zum Tisch! 

Die platzsparende Lösung für uns war die Idee eines ausziehbaren Tisches, der sich in der Bettkonstrucktion versteckte. 

Dafür haben wir ein Brett unseres Wunsches zuschneiden lassen und passende Schienen dazu gekauft. 

Die Schienen haben wir dann an dem Bettbeinen befestigt und und schließlich den Tisch festgeschraubt. 

Der Part hat einige Versuche lang gedauert, da alles 100% gerade sein muss! 

Das Bett haben wir dann an den Hockern entlang verkleidet und für die Tischkante das selbe Holz verwendet. Griff dran und fertig ist der gut getarnte ausziehbare Tisch zwischen den beiden Hockern. 

Unter dem Tisch haben wir eine Aussparung für einen Schrank gelassen, von dem aus wir dann auch von vorne in den Kofferraum unter dem Bett gelangen können. 


TEIL ZEHN

 

Wir haben uns sichtlich für ein Aufsetzwaschbecken entschieden und dabei auf zusätzliche Arbeitsfläche verzichtet. Naja - Hauptsache es sieht gut aus, oder?! 😅

Nach langer Recherche und Suche nach einem weißen Waschbecken, haben wir uns schließlich für ein Porzellan Waschbecken entschieden. Dieses findet ihr hier.

Dafür haben wir dann schließlich ein Loch in die Arbeitsfläche gebohrt, um es tiefer zu setzten und zu stabilisieren. Die Fugen haben wir dann mit Silikon versehen. Das Gleiche gilt für den Wasserhahn, um die Schläuche zu verlegen. 

Der Rest war ein Kinderspiel: Schläuche kommen an die Wasserpumpe, welche in den Kanister kommt und der Abflussschlauch des Waschbeckens kommt in den anderen Kanister, der als Abwasserkanister fungiert. An der Duschwanne entlang werden dann die Kabel verlegt und zum Schluss verkleidet. 

Der Anschluss der Pumpen kommt dann an unser externe Stromversorgung - fertig! Wasserhahn auf - läuft! 

 

 



UNSER FAZIT

 

Zugegeben: Unser Van ist bestimmt nicht das Paradebeispiel für einen perfekt ausgebauten Camper -

aber für uns ist er perfekt und hat alles was wir brauchen. 

Dies ist keine Anleitung für einen Luxus Camper - wir haben weder einen Warmwasserboiler noch eine fest verbaute Elektronik. Doch geht was kaputt, wissen wir eigenständig was zu tun ist und können alles in Handumdrehen reparieren. 

Getreu dem Motto - weniger ist mehr, haben wir alles was wir benötigen und fühlen uns in unserem neuen Zuhause pudelwohl! 

Würden wir was ändern, wenn wir es nochmal angehen könnten - Nein, den unsere handwerklichen Fähigkeiten haben sich seitdem nicht verändert! 

Würden wir nochmal einen Van selbst ausbauen? - Definitiv! Auch wenn wir viel Schweiß, Energie, Geld und vor allem Nerven investiert haben, war es die beste Entscheidung, die wir treffen konnten. Und am Ende hatten wir wahnsinnig viel Spaß und sind super stolz auf das Ergebnis!